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Mexican Rock
In keinem anderen lateinamerikanischen
Land findet man heute eine so kraftvolle und lebendige Rockszene wie in Mexiko:
Selbstbewusstes Markenzeichen ist der "Rock en tu idioma", Rock in
der eigenen Sprache, der es in den 80er-Jahren geschafft hat, sich neben dem
nordamerikanischen Mainstream zu behaupten.
"Ende der 50er-Jahre",
so Kurator Arturo Saucedo, "gab es schon Rock in Mexiko, aber ein Großteil
seiner Entwicklung hat außerhalb der Grenzen stattgefunden. Berühmtestes
Beispiel ist Carlos Santana, der in die USA gegangen ist, um Karriere zu machen.
Die 80er-Jahre waren insgesamt
eine Zeit des Stillstands, ein Jahrzehnt, das für viele Mexikaner praktisch
nicht existiert hat. Es war eine Gesellschaft der Fernseh-Shows, einer doch
sehr armseligen Kultur. Alles leerer Müll. Und die Musikgruppen der 80er-Jahre
bestanden nur aus schönen Jungs und Mädchen, die ihre Lippen bewegten.
Einzig in der Rockmusik gab es Bewegung.
Heute haben wir Ska, Punk,
Rockabilly und Fusion - alle diese Elemente, die ursprünglich im Rock enthalten
waren, nun aber praktisch unabhängig existieren. Was wir in Berlin präsentieren,
sind wichtige Gruppen, die einerseits eine große internationale Wirkung
haben - wie Los de Abajo oder Nine Rain, die gleichzeitig ein echtes multikulturelles
Experiment dar-stellen - und die andererseits zeigen, wie der Rock der Fusion
und der Weltmusik Platz gemacht hat. Man kann sagen, dass der Rock in den 80er-Jahren
so etwas wie eine Kernidee war, aus der sich eine große Anzahl paralleler
Bewegungen entwickelt hat.
Nine Rain
"Come to Mexico and see the world come tumbling down."
Steven Brown
Nine Rain ist ein grenzüberschreitendes interkulturelles Projekt: Ein Amerikaner,
zwei Mexikaner und ein Deutscher vereinen ihre Vorlieben und Sichtweisen, wie
Avantgarde, Elektronik, New Music sowie Cumbia, Salsa und Son auf ideale Weise.
Seit acht Jahren lebt der Bandleader, Komponist, Saxophonist, Klarinettist und
Sänger Steven Brown in Mexiko, befasst sich mit den Traditionen mexikanischer
und kubanischer Musik und sucht immer wieder die Verbindung von Traditionen
und Avantgarde. Brown, der mit der Band Tuxedo Moon weltberühmt wurde,
arbeitete zuvor in San Franciso mit der Theatertruppe "The Angels of Light"
sowie in Brüssel und Amsterdam mit dem Ballett-Choreographen Maurice Béjart.
Bandmitglied Alejandro Herrera etablierte den ersten indigenen Radiosender Mexikos.
Los de Abajo
"Los de Abajo sind die Avantgarde der neuen mexikanischen
Rockszene." Thorsten Bednarz, Jazzthetik
Los de Abajo - übersetzt "Die von unten" (wie der Titel des berühmten
Romans von Mariano Azuela) - versteht sich explizit als politische Band. Alle
Bandmitglieder, obwohl in Mexiko-Stadt lebend, sind vom Aufstand der Indianer
in Chiapas 1994 geprägt worden. In ihren Texten setzen sie sich mit gesellschaftlichen
Realitäten Mexikos auseinander, was mitunter auch die Zensur auf den Plan
ruft. Ihre Musik ist schnell, rabiat, lustig und tanzbar, sie selbst bezeichnen
sie als Tropipunk. Die Gruppe nennt sowohl den kubanischen Liedermacher Silvio
Rodriguez als auch die Sex Pistols als musikalische Vorbilder - und macht doch
eine ganz eigene Art von Musik. Dabei kommen sie zu Kooperationen mit Musikern
und Produzenten wie David Byrne, auf dessen Label Luaka Bop auch ihre neue CD
"Cybertropic Chilango Power" erschienen ist.
Los de Abajo & Trio
Alegría Huasteca
Ein einmaliges Auftragswerk,
zu dem sich hier Los de Abajo mit dem traditionellen Trio Alegría Huasteca
aus dem zentralen Binnenland Mexikos treffen. Präsentiert wird eine eigenwillige
Fusion: der "Son Huasteco" vermischt mit modernen Elementen aus dem
Raggamuffin, HipHop und Sampling - Tropipunk meets Tradition.
Santa Sabina
Santa Sabina ist wohl eine der extremsten Rockbands Mexikos. Seit 14 Jahren
experimentiert sie mit Rock, Jazz, Funk und Dark. Bei den theatralischen Auftritten
entsteht eine irritierend sakrale Atmosphäre. Die Verbindung ihrer expressiven
Musik mit der Poetik ihrer Texte schafft eine starke Präsenz von Gefühl
und Kraft und schlägt eine Brücke zwischen Bühne und Publikum.
1989 hatte die Band ihren ersten
Auftritt im Salón de los Aztecas in Mexiko-Stadt. Mit ihrem Namen nimmt
die Gruppe Bezug auf jene heiligen Elemente, die ihrer Meinung nach in jeglichem
musikalischen und künstlerischen Schaffen liegen. Gleichzeitig ist er eine
Huldigung an María Sabina, die Priesterin der Pilze.
Heute besteht die Gruppe aus
Rita Guerrero (Gesang), Alfonso Figueroa (Bass), Juan Sebastián (Keyboards),
Alejandro Otaola (Gitarre) und Julio Díaz (Schlagzeug). Nach den großen
Alben Santa Sabina (1992), Símbolos (1994), Concierto Acústico
(Life, 1995), Babel (1996) und Unplugged (1997) hat sich die Band 1998 entschieden,
wieder unabhängig zu arbeiten. 2000 produzierte sie mit Unterstützung
des Kultur-Instituts von Mexiko-Stadt ihre neue Platte Mar adentro en la sangre.
Die Themen, denen sich Santa
Sabina widmen, kreisen um innere menschliche Konflikte, um die Extreme Licht
und Dunkelheit, Blut und Wasser als Symbole der Leidenschaft, der Rita Guerrero
mit ihrer divenhaften, betörend-exzentrischen Stimme angemessenen Ausdruck
verleiht.
Konzerte
Haus der Kulturen der Welt:
Jeweils 21.00 Uhr. Eintritt: 13 Euro / erm. 10 Euro
Nine Rain: Samstag, 28. September
2002
Los de Abajo: Freitag, 11. Oktober 2002
Los de Abajo & Trio Alegría
Huasteca: Samstag, 12. Oktober 2002
Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz:
Santa Sabina
15. und 16. November 2002, jeweils 20.30 Uhr, im Rahmen von ¡México
hoy!
Eintritt, ganzer Abend: 14 Euro / erm. 10 Euro
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