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Neue Musik
Die zeitgenössische "ernste"
Musik hat in Mexiko in den letzten Jahren eine bemerkenswerte Entwicklung genommen.
Seit 24 Jahren gibt es mit dem "Foro de Música Nueva Manuel Enriques"
ein Festival, bei dem junge mexikanische Komponisten zur Aufführung gelangen,
und gleichzeitig international bekannte Ensembles wie das Arditti Quartett oder
das Kronos Quartett auftreten und auch Workshops geben. Das Festival, dessen
Spielorte im historischen Zentrum von Mexiko-Stadt verteilt sind, stößt
mittlerweile auf große Resonanz. Der Grund dafür liegt nicht zuletzt
in der bewussten Verknüpfung von europäischer zeitgenössischer
Musik und Latino-Rhythmik in den Kompositionen der jüngeren Generationen.
Die Kuratorin Marcela Rodríguez, Komponistin Neuer Musik aus Mexiko-Stadt,
setzt bei ihrem Programm in Berlin den Akzent auf die Werke von 14 zeitgenössischen
Komponisten, darunter Mario Lavista, Daniel Catán, Ana Lara, Gabriela
Ortiz oder Juan Trigos. Die jungen Komponisten Mariana Villanueva und Herbert
Vásquez werden mit Uraufführungen vertreten sein. Interpretiert
werden die Werke von exzellenten Ensembles und Solisten: Tambuco, Horacio Franco
und Víctor Flores, Cuarteto Latinoamericano, Alberto Cruzprieto.
"Die Ensembles, die im Rahmen des Festivals auftreten, haben eine erstaunliche
Besetzung: Horacio Franco und Víctor Flores etwa spielen Kontrabass und
Flöte, das Ensemble Tambuco besteht aus vier Perkussionisten. Sie gehören
zu den besten Musikern, die wir in Mexiko haben. Die Komponisten schreiben speziell
für sie. Niemand hätte etwas für Blockflöte geschrieben,
wenn es Horacio Franco nicht gäbe. Er hat inzwischen mindestens 25 Solo-Stücke
und drei Konzerte - Flöte mit Orchester - uraufgeführt."
Marcela Rodríguez, Kuratorin
Horacio Franco und Víctor
Flores
Das Duo Horacio Franco (Flöte) und Víctor Flores (Kontrabass) unternimmt
eine musikalische Reise durch traditionelle Musik, Folklore, Klassik bis hin
zur Neuen Musik, erkundet unterwegs alle Ausdrucksmöglichkeiten seiner
Instrumente und findet bei aller Verschiedenheit der Stile eine "Universalität
der musikalischen Sprache".
Ganz bewusst konfrontieren die beiden Künstler barocke Hofmusik mit Volksliedern
der Bauern abgelegener Bergdörfer und radikal zeitgenössischen Kompositionen,
in denen das Chaos und die Kakophonie der Mega-City Mexiko-Stadt hörbar
werden. Sie zeigen damit, dass beide Instrumente im Zusammenspiel unabhängig
von Produktions- und Rezeptionsbedingungen, von Funktion des Werks und sozialem
Umfeld eine gemeinsame Kraft entfalten, die Generationen vereint und Jahrhunderte
und räumliche Distanzen mühelos überwindet.
Alberto Cruzprieto
Der Pianist Alberto Cruzprieto stellt sich neben seiner Zusammenarbeit mit dem
Cuarteto Latinoamericano in Berlin auch als Solist vor. Die Auseinandersetzung
mit der Neuen Musik bildet eine Konstante in seiner künstlerischen Laufbahn.
Immer wieder nimmt er das Wagnis auf sich, neue und völlig unbekannte oder
zu unrecht vergessene Werke einzuspielen. Konzertreisen führten ihn in
die ganze Welt, unter anderem zu den Salzburger Festspielen und dem Edinburgh
Festival.
Für sein Berliner Konzert hat Alberto Cruzprieto mexikanische Kompositionen
ausgewählt, die sein persönliches Interesse sowohl an indigenen Wurzeln
(Tres danzas indígenas jalicientes von José Rolón) als
auch seine Faszination für die verschiedensten Musikkulturen der Welt bezeugen:
für den französischen Impressionismus in Quatre pièces pour
piano von Manuel M. Ponce, für Indien in Jorge Torres' Visiones, für
den Gregorianischen Gesang in Alicia Urretas Salmodia, für die magische
Welt der persischen Legenden in Marion Lavistas Slimurg - einer Interpretation
der Werke Borges' - und für die Musik der Afroamerikaner in Conlon Nancarrows
Preludio y Blues.
Tambuco
Die künstlerische Entwicklung des Perkussions-Quartetts Tambuco verdeutlicht
das wichtigste Merkmal zeitgenössischen Musikschaffens in Mexiko: Immer
wieder kommt es zu Verbindungen urbaner Kultur mit den Traditionen der Vorfahren.
Dies zeigt sich sowohl in der Wahl der Instrumente als auch in der musikalischen
Sprache der Werke. Wie in der Volkskultur greifen sie die alten Mythen immer
wieder auf, erfinden und interpretieren sie neu, suchen eine Verschmelzung dieser
Traditionen mit dem modernen Leben, kreieren im Alltag neue Mythen und Rituale.
Tambuco ist auf der Suche nach der idealen Verbindung zwischen der traditionellen
Perkussion verschiedener Kulturen - es werden chinesische, arabische, prähispanische
Trommeln verwendet - und den Techniken, Stilen und Prozessen zeitgenössischer
westlicher Komposition.
Cuarteto Latinoamericano
Das Cuarteto Latinoamericano ist das bekannteste Ensemble für klassische
und Neue Musik Mexikos. Es wurde 1981 in Mexiko-Stadt von den Brüdern Saúl,
Arón und Alvaro Bitrán und Javier Montiel ge-gründet und
spielte nicht nur eine entscheidende Rolle bei der Förderung und Entwicklung
der Neuen Musik, sondern auch in der Musikpädagogik. Seit 1987 lehren die
Mitglieder des Quartetts am Centro Nacional de las Artes in Mexiko und an der
Carnegie Mellon Universität Pittsburgh, USA. Das Programm, das sie in Berlin
vorstellen, umfasst unter anderem vier Auftragswerke, die von Komponisten unterschiedlicher
Generationen speziell für das Cuarteto Latinoamericano geschrieben wurden.
Das Quartett führt darüber hinaus in einer Deutschlandpremiere mit
Alberto Cruzprieto, Valeria Thierry, Ricardo Gallardo und Lourdes Ambriz
das Stück Funesta von Marcela Rodríguez auf. Es besteht aus sechs
Arien zu Texten der berühmten mexikanischen Dichterin Sor Juana Inés
de la Cruz aus dem 17. Jahrhundert.
Konzerte im Haus der Kulturen der Welt
Eintritt: 13 Euro / erm.
10 Euro
Horacio Franco, Víctor Flores: Freitag, 18. Oktober 2002, 20.00 Uhr
Alberto Cruzprieto: Samstag, 26. Oktober 2002, 20.00 Uhr
Tambuco: Sonntag, 27. Oktober 2002, 18.00 Uhr
Cuarteto Latinoamericano: Dienstag,
29. Oktober 2002, 20.00 Uhr
Sinfonie Orchester Schöneberg
Im Rahmen von MEXartes-berlin.de
veranstaltet das Sinfonie Orchester Schöneberg ein Matinée-Konzert
mit deutsch-mexikanischem Programm: Stücke von Joaquín Gutiérrez
Heras, José Pablo Moncayo und Gustav Mahler.
Weitere Informationen: www.sos-ev.de
>> Philharmonie
Sonntag, 17. November 2002,
11.00 Uhr
Eintritt: 15 Euro / 10 Euro / 5 Euro
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