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Música Electrónica
- mexikanische DJs
Mexiko-Stadt ist eine Metropole elektronischer Musik. Hier ist "Tecnogeist"
entstanden, ein Gemeinschaftsprojekt von DJs aus Berlin und Mexiko-Stadt, hier
wurde höchst erfolgreich die erste lateinamerikanische Love Parade organisiert.
Aber nicht nur in der Hauptstadt, auch in den Metropolen des Nordens hat sich
in den letzten Jahren eine äußerst kreative Szene gebildet. Unter
dem Namen Nortec Collective - zusammengesetzt aus Norteño und Techno
- firmiert eine Gruppe von Künstlern, die sich auf das kreative Potenzial
von Grenzstädten wie Tijuana beruft, die gemeinhin vor allem mit Drogenhandel
und hoher Kriminalität assoziiert werden.
Arturo Saucedo, Hauptinitiator von Tecnogeist und Kurator von Mexican Wave,
über das Programm:
"Auf den ersten Blick könnte Techno in Mexiko sehr deutsch erscheinen,
aber die DJs nutzen neue Mittel, um ihre eigene Sache zu machen. DJ Klang aus
Mexiko-Stadt setzt sich intensiv mit der Percussion der mexikanischen Ethnien
auseinander, um sie in seine Techno-Musik einzubauen. Genau das ist auch das
Charakteristische am Nortec Collective: Diese Gruppe hat sich von der rein technischen
Beherrschung der Mittel frei gemacht und an die Wurzeln der mexikanischen Musikkultur
angeknüpft. So haben die DJs Fussible und Bostich früher europäisch
geprägten Elektro- und Technopop gespielt. Es war ihnen auf Dauer aber
zu gringo', zu europäisch. Deshalb fingen sie an, mit der Technik,
die ihnen zur Verfügung stand, umzusetzen, was sie seit ihrer Kindheit
gehört haben und kennen. Wir können uns heute wieder auf uns selbst
besinnen - ohne dass wir uns verschließen müssen wie damals in den
80er-Jahren, als man Mexiko als ,reines' Land, frei von fremden Einflüssen,
erhalten wollte: Das würde uns in eine große politische und kulturelle
Katastrophe und zu unglaublicher Apathie führen."
Nortec Collective
Am Eröffnungswochenende legten DJs und VJs des Nortec Collective zusammen
auf.
Nortec Manifest
"Zehn Dinge, die man tun
sollte, bevor man 'The Tijuana Sessions Vol.1' von Nortec Collective hört":
Alles vergessen, was man über
Tijuana weiß. Vergesst billige Prostituierte, Matrosen auf Landurlaub,
staubige Straßen, Drogenbosse, die aus halbautomatischen Waffen feuern,
dressierte Esel. (...)
Wissen, dass es ein
ganz anderes Tijuana gibt. The Nortec Collective sind Musiker, Grafikdesigner,
Architekten, Filmemacher, bildende Künstler und Modemacher aus Tijuana
und Ensenada. Ihr Tijuana ist eine Grenzmetropole mit fast zwei Millionen Menschen
und ein wichtiges Zentrum der globalen Popkultur, ebenbürtig mit Tokio,
New York, Los Angeles und London. Tijuana ist die wichtigste Schaltstelle der
beiden Amerikas. Hier fließen Kulturen, Geld, Sprachen, Stile, Wanderarbeiter
und Klänge (viele, viele Klänge) ohne gültige Papiere ineinander.
(...)
Wissen, dass das Nortec
Collective weder ein Ding noch ein Genre noch eine Gruppe oder Band ist, sondern
eine komplette elektronische Ästhetik. Nortec ist die Abkürzung für
"norteño-techno", und das ist der Zusammenfluss von Hightech
und Lowtech, von Nord und Süd, von allem, was mit Techno zu tun hat - die
sequenzierten Breakbeats und Klangmuster, die Raves, die Manipulationstechnologie,
die gesampelten Cutups - und allem, was zur ländlichen oder städtischen
Welt der Cowboyhüte und Troddelärmel im nordwestlichen Mexiko gehört.
Vor allem geht es dabei um die Musik: Der Norteño, die Ranchera und die
Banda sinaloense sind drei der traditionsreichsten, wichtigsten und kommerziell
erfolgreichsten Gattungen in der mexikanischen Unterhaltungsmusik. Alle drei
sind mexikanische Hybride aus Polka und Walzer, die deutsche Farmer nach Mexiko
gebracht haben. Man erkennt sie sofort an den Ziehharmonikas, den akustischen
Bässen, den blechernen Trompeten und Posaunen, den großen trötenden
Tubas, den dröhnenden Basstrommeln und an den prasselnden Trommelwirbeln.
(...)
Wissen, dass es im mexikanischen
Baja California seit 15 Jahren eine starke Musikszene gibt. Dazu gehören
Gruppen wie Avant Garde, Artefakto, Vandana, Ford Procco, 3dtv, DJ Tolo, Tlahuilia
und der Tijuana House Club THC (von späteren Nortec-Musikern wie Fussible
und Bostich gar nicht zu reden). Es gibt Labels wie Mil und Nimboestatic, außerdem
Kunstzeitschriften wie das von Fritz Torres (Clorofila) herausgegebene Magazin
Cha3. Man sollte auch wissen, dass diese Szene zum Teil von Tijuanas Rolle als
Grenzhauptstadt der "Maquiladora"- oder Joint-Venture-Elektronikindustrie
und von seiner Nähe zu San Diego profitiert. (...)
Wissen, dass das Nortec
Collective nicht allein auf weiter Flur steht (Zoo Sónico, Aquadelfin,
Nona Deliches oder Irradia warten auf Entdeckung). Aber wie niemand sonst hat
Nortec Mexiko in den Strudel des Techno gestürzt. Diese Leute haben den
deutschen und englischen Techno - Tangerine Dream, Yello, Cabaret Voltaire,
Aphex Twin und Kraftwerk - für sich entdeckt und mit der einheimischen
mexikanischen Musik verarbeitet, die ihre Eltern einst im Wohnzimmer spielten.
(...)
Wissen, dass das Nortec
Collective offiziell 1999 entstand, als Pepe Mogt von Fussible mit dem Samplen
von alten Banda-sinaloense- und Norteño-LPs begann und diese Klänge
auf seiner Festplatte und seinem Synthesizer tweakte. Genau diese Tech-Mex-Küche
des Paste and Copy ist bei The Tijuana Sessions Vol.1 am Werk. Auf dieser Platte
finden sich unter anderem Aufnahmen von Norteño-Straßenmusikanten,
die in den Rotlicht-Bars der Innenstadt von Tijuana spielen. (...)
Wissen, dass die Musiker
des Nortec Collective bei Raves in ganz Mexiko, Japan und Deutschland die Massen
begeistert haben. (...)
Wissen, dass Nortec
die Grenze und dass die Grenze unsere Zukunft ist.
Programmhinweise
Nortec Collective
>> Haus der
Kulturen der Welt
Parties zum Eröffnungswochenende
Donnerstag, 19. September - Samstag, 21. September 2002
Jeweils 22.00 Uhr, Eintritt frei
Tecnogeist in MEXartes-berlin.de
>> Tresor
Samstag, 26. Oktober 2002, ab 23.00 Uhr, Eintritt: 10 Euro
DJs in der Volksbühne
Die derzeit angesagten
DJs in Mexiko-Stadt: Smoke, Linga und die Live-Act-Formation Nazca sind einer
der Höhepunkte und Finale der langen Mexiko-Nächte am 15. und 16.11.
in der Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
>> Volksbühne
Freitag, 15. November - Samstag, 16. November 2002. Jeweils ab 24.00 Uhr.
Eintritt: 14 Euro / erm. 10 Euro
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